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Die Wissenschaft des Investierens mit Benedikt Brandl | wie man abgesichert und profitabel investiert
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#009 Warum ich nicht in den MSCI World Index investiere
Manage episode 205705118 series 2087347
#009 Warum ich nicht in den MSCI World Index investiere
Für viele ist der MSCI World Index ein Basisinvestment, was vollkommen legitim ist, weil es ja schließlich der weltweite Aktienindex ist. Per heute sind 1.650 Unternehmen aus 28 Ländern im Index, was eine große und vielschichte Streuung bedeutet. Wenn man den DAX im Vergleich betrachtet, erhält man „nur“ die größten 30 deutschen Werte, und alleine die größten fünf Werte machen fast die Hälfte des Index aus. Im DAX hat man also erhebliche Klumpenrisiken. Daher ist die weltweite Streuung über viele hunderte Firmen grundsätzlich sehr sinnvoll. Allerdings hat der MSCI World in seiner Konstruktion ein paar Eigenschaften, die nicht optimal sind. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir von ca. 1-2% jährlicher Rendite sprechen, die man dadurch verliert. Wenn man nur einen monatlichen Sparplan über 50 EUR oder ein sehr kleines Depot hat, dann spielt der Unterschied keine große Rolle. Du kannst dann ruhig weiter den MSCI World besparen. Das wird trotzdem besser sein, als jedes Tagesgeld. Aber mit Erreichen einer kritischen Größe, solltest du dann Änderungen vornehmen. Wenn man aber große Beträge über längere Zeit anlegt, kann der Renditenachteil von 1-2% auf die Dauer schon einen enormen Unterschied ausmachen. Um genau zu sein macht der Unterschied von 6% auf 8% Rendite über 30 wären fast die doppelte Endsumme aus. Z. B. werden aus 10.000 EUR über 30 Jahre bei 6% 58.000 EUR während bei 8% Verzinsung 100.000 EUR heraus kommen. Es lohnt sich also durchaus sich das Thema genauer anzuschauen. Im Grunde sind es 3 Punkte die den MSCI World benachteiligen.
- Die geografische Allokation
Der MSCI World ist wie fast alle Indices nach Marktkapitalisierung gewichtet. Die Marktkapitalisierung ist der tatsächliche Börsenwert einer Aktie. Also Kurs mal umlaufende Aktien. Die Größte Aktie nach Marktkapitalisierung ist derzeit Apple mit 808 Mrd. USD Börsenwert.
Das bedeutet im Umkehrschluss, die größten Aktien und damit auch die größten Regionen werden also am stärksten gewichtet. Und das hat auch zur Folge, dass die teuersten Märkte mit der höchsten Bewertung temporär übergewichtet werden. Das war z. B. besonders im Jahr 1989 der Fall, als Japan mit über 50% gewichtet war, und mit einem Shiller KGV von 80 extrem teuer war. Entsprechen waren japanischen Aktien in den folgenden 10 Jahren die schlechtesten, waren aber am höchsten im Index gewichtet. Bis 1998 hat sich dann der Anteil wieder korrigiert auf 15%. Das hat aber auch entsprechend Geld und Rendite gekostet. Im Moment ist die USA mit 60% Anteil am höchsten gewichtet. Und in der letzten Folge hab ich ja schon gesagt, dass Amerika zurzeit der teuerste Aktienmarkt ist, mit entsprechend schlechteren Aussichten für 10 Jahre. Das günstiger bewertete Europa hat nur einen Anteil von 23% und die noch günstigeren Schwellenländer haben garkeinen Anteil am Weltaktienindex. Und das ist der zweite Nachteil am MSCI World Index.
- Keine Schwellenländer
Man ist an der Entwicklung der Schwellenländer nicht beteiligt. Für die Leute, die mit dem Wort Schwellenländer nicht so viel anfangen können: darunter versteht man Wachstumsländer, an der Schwelle zum Industrieland. Die größten sind China, Russland, Brasilien, Indien, Südafrika. Aber auch die kleinen asiatischen Staaten wie Taiwan, Indonesien und so weiter. Ökonomisch macht das relativ wenig Sinn, weil die Schwellenländer heute schon einen Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von 38% ausmachen. Ein Großteil des Welthandels wird also nicht abgedeckt. Außerdem sprechen auch noch andere Gründe für die Emerging Markets, z. b. dass die Staaten wesentlich weniger verschuldet sind und die Bevölkerung viel jünger ist. Und durch die steigenden Einkommen wächst auch jedes Jahr der Binnenkonsum, also das Wachstum in den Ländern selbst steigt. Und auf Unternehmen wie Samsung, Alibaba oder China Mobile möchte ich einfach auch nicht verzichten müssen. Und das sieht man auch an der Wertentwicklung. Von 1999 bis heute (also inklusive der beiden schweren Krisen) haben die Schwellenländer die doppelte Rendite im Vergleich zu den Industrieländern abgeliefert, nämlich 10,1% zu 5,5% jährliche Wertenwicklung. Und heute sind diese Aktien sogar noch wesentlich preiswerter als die im MSCI World, und das ist eigentlich der entscheidendste Faktor von allen, wie ich euch in der Folge zum CAPE erzählt habe.
- Keine Small Caps
Und der dritte Grund, der gegen den Weltindex von Morgan Stanley spricht ist, dass
keine Small Caps enthalten sind. Small Caps sind Aktien von kleinen Firmen. Bei uns in Deutschland sind das Werte aus dem MDAX oder SDAX, wie z. B. Sixt oder Baywa, um zwei bayerische Firmen zu nennen. Für Small Caps ist die Renditeerwartung höher als bei großen Unternehmen. Warum das so ist erklär ich demnächst in einer ausführlichen Folge. Aber so viel sei gesagt: es gibt eine Small-Cap Prämie, die die Nobelpreisträger Fama und French Anfang der 90er mit dem Dreifaktorenmodell nachgewiesen haben. Auch bei Small Caps waren die Renditen seit 1999 über 10 %, also auch doppelt so hoch wie bei den großen Standardwerten. Das ist zwar auch mit höheren Schwankungen verbunden, als bei den Standardwerten, aber man sollte ja auch nicht komplett in Small Cap und Emerging Markets investieren. Eine vernünftige Mischung ist gefragt. Die bekomme ich mit dem MSCI World aber nicht hin.
Was kann man tun um dieses Problem zu lösen?
Zu aller erst würde ich keine Marktkapitalisierungsgewichtung sondern feste Gewichtungen der Regionen vornehmen, und zwar in Richtung der deutlich günstigeren Regionen. Auf die genauen Möglichkeiten bei der Länderallokation gehe ich aber erst in einer späteren Folge ein. Wenn du ein großes Depot hast würde ich die vier großen Regionen (Europa, Nordamerika, Schwellenländer und Japan/Pazifik) mit einzelnen ETFs abbilden. Wenn du ein kleineres Depot hast, dann würde ich dir als Basis eher den MSCI World Allcounty empfehlen, der hat nämlich dann auch noch die 24 Schwellenländer dabei, und die machen etwa 15% vom ETF aus. Und dann könntest du noch bestimmte Regionen mit einzelnen ETFs übergewichten, bzw. den hohen US-Anteil runtergewichten.
Was ich außerdem noch tun würde, das ist Small Caps beizumischen. Auch hier würde ich in jede Region einzelnen investieren. Alternativ kann man auch mit einem MSCI World Small Cap Index, mit über 4.000 Werten, eine Basis schaffen und dann eventuell einzelne Regionen separat nachjustieren.
Ich hoffe die Folge hat dir einen Einblick gegeben, wie man noch etwas mehr aus dem Portfolio rausholen kann und wenn du einen MSCI World ETF hast, dann kannst du dir ja eventuell Änderungen dazu überlegen. Wenn du weitere Fragen hast, kannst du mir die gerne stellen auf www.benediktbrandl.com. Und ich hoffe ihr seid dann auch bei der nächsten Folge wieder dabei wenn es um Tipps zur Finanzierung in Zeiten niedriger Zinsen geht. Ich wünsch euch eine schöne Zeit und bis zum nächsten Mal!
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#009 Warum ich nicht in den MSCI World Index investiere
Für viele ist der MSCI World Index ein Basisinvestment, was vollkommen legitim ist, weil es ja schließlich der weltweite Aktienindex ist. Per heute sind 1.650 Unternehmen aus 28 Ländern im Index, was eine große und vielschichte Streuung bedeutet. Wenn man den DAX im Vergleich betrachtet, erhält man „nur“ die größten 30 deutschen Werte, und alleine die größten fünf Werte machen fast die Hälfte des Index aus. Im DAX hat man also erhebliche Klumpenrisiken. Daher ist die weltweite Streuung über viele hunderte Firmen grundsätzlich sehr sinnvoll. Allerdings hat der MSCI World in seiner Konstruktion ein paar Eigenschaften, die nicht optimal sind. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir von ca. 1-2% jährlicher Rendite sprechen, die man dadurch verliert. Wenn man nur einen monatlichen Sparplan über 50 EUR oder ein sehr kleines Depot hat, dann spielt der Unterschied keine große Rolle. Du kannst dann ruhig weiter den MSCI World besparen. Das wird trotzdem besser sein, als jedes Tagesgeld. Aber mit Erreichen einer kritischen Größe, solltest du dann Änderungen vornehmen. Wenn man aber große Beträge über längere Zeit anlegt, kann der Renditenachteil von 1-2% auf die Dauer schon einen enormen Unterschied ausmachen. Um genau zu sein macht der Unterschied von 6% auf 8% Rendite über 30 wären fast die doppelte Endsumme aus. Z. B. werden aus 10.000 EUR über 30 Jahre bei 6% 58.000 EUR während bei 8% Verzinsung 100.000 EUR heraus kommen. Es lohnt sich also durchaus sich das Thema genauer anzuschauen. Im Grunde sind es 3 Punkte die den MSCI World benachteiligen.
- Die geografische Allokation
Der MSCI World ist wie fast alle Indices nach Marktkapitalisierung gewichtet. Die Marktkapitalisierung ist der tatsächliche Börsenwert einer Aktie. Also Kurs mal umlaufende Aktien. Die Größte Aktie nach Marktkapitalisierung ist derzeit Apple mit 808 Mrd. USD Börsenwert.
Das bedeutet im Umkehrschluss, die größten Aktien und damit auch die größten Regionen werden also am stärksten gewichtet. Und das hat auch zur Folge, dass die teuersten Märkte mit der höchsten Bewertung temporär übergewichtet werden. Das war z. B. besonders im Jahr 1989 der Fall, als Japan mit über 50% gewichtet war, und mit einem Shiller KGV von 80 extrem teuer war. Entsprechen waren japanischen Aktien in den folgenden 10 Jahren die schlechtesten, waren aber am höchsten im Index gewichtet. Bis 1998 hat sich dann der Anteil wieder korrigiert auf 15%. Das hat aber auch entsprechend Geld und Rendite gekostet. Im Moment ist die USA mit 60% Anteil am höchsten gewichtet. Und in der letzten Folge hab ich ja schon gesagt, dass Amerika zurzeit der teuerste Aktienmarkt ist, mit entsprechend schlechteren Aussichten für 10 Jahre. Das günstiger bewertete Europa hat nur einen Anteil von 23% und die noch günstigeren Schwellenländer haben garkeinen Anteil am Weltaktienindex. Und das ist der zweite Nachteil am MSCI World Index.
- Keine Schwellenländer
Man ist an der Entwicklung der Schwellenländer nicht beteiligt. Für die Leute, die mit dem Wort Schwellenländer nicht so viel anfangen können: darunter versteht man Wachstumsländer, an der Schwelle zum Industrieland. Die größten sind China, Russland, Brasilien, Indien, Südafrika. Aber auch die kleinen asiatischen Staaten wie Taiwan, Indonesien und so weiter. Ökonomisch macht das relativ wenig Sinn, weil die Schwellenländer heute schon einen Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von 38% ausmachen. Ein Großteil des Welthandels wird also nicht abgedeckt. Außerdem sprechen auch noch andere Gründe für die Emerging Markets, z. b. dass die Staaten wesentlich weniger verschuldet sind und die Bevölkerung viel jünger ist. Und durch die steigenden Einkommen wächst auch jedes Jahr der Binnenkonsum, also das Wachstum in den Ländern selbst steigt. Und auf Unternehmen wie Samsung, Alibaba oder China Mobile möchte ich einfach auch nicht verzichten müssen. Und das sieht man auch an der Wertentwicklung. Von 1999 bis heute (also inklusive der beiden schweren Krisen) haben die Schwellenländer die doppelte Rendite im Vergleich zu den Industrieländern abgeliefert, nämlich 10,1% zu 5,5% jährliche Wertenwicklung. Und heute sind diese Aktien sogar noch wesentlich preiswerter als die im MSCI World, und das ist eigentlich der entscheidendste Faktor von allen, wie ich euch in der Folge zum CAPE erzählt habe.
- Keine Small Caps
Und der dritte Grund, der gegen den Weltindex von Morgan Stanley spricht ist, dass
keine Small Caps enthalten sind. Small Caps sind Aktien von kleinen Firmen. Bei uns in Deutschland sind das Werte aus dem MDAX oder SDAX, wie z. B. Sixt oder Baywa, um zwei bayerische Firmen zu nennen. Für Small Caps ist die Renditeerwartung höher als bei großen Unternehmen. Warum das so ist erklär ich demnächst in einer ausführlichen Folge. Aber so viel sei gesagt: es gibt eine Small-Cap Prämie, die die Nobelpreisträger Fama und French Anfang der 90er mit dem Dreifaktorenmodell nachgewiesen haben. Auch bei Small Caps waren die Renditen seit 1999 über 10 %, also auch doppelt so hoch wie bei den großen Standardwerten. Das ist zwar auch mit höheren Schwankungen verbunden, als bei den Standardwerten, aber man sollte ja auch nicht komplett in Small Cap und Emerging Markets investieren. Eine vernünftige Mischung ist gefragt. Die bekomme ich mit dem MSCI World aber nicht hin.
Was kann man tun um dieses Problem zu lösen?
Zu aller erst würde ich keine Marktkapitalisierungsgewichtung sondern feste Gewichtungen der Regionen vornehmen, und zwar in Richtung der deutlich günstigeren Regionen. Auf die genauen Möglichkeiten bei der Länderallokation gehe ich aber erst in einer späteren Folge ein. Wenn du ein großes Depot hast würde ich die vier großen Regionen (Europa, Nordamerika, Schwellenländer und Japan/Pazifik) mit einzelnen ETFs abbilden. Wenn du ein kleineres Depot hast, dann würde ich dir als Basis eher den MSCI World Allcounty empfehlen, der hat nämlich dann auch noch die 24 Schwellenländer dabei, und die machen etwa 15% vom ETF aus. Und dann könntest du noch bestimmte Regionen mit einzelnen ETFs übergewichten, bzw. den hohen US-Anteil runtergewichten.
Was ich außerdem noch tun würde, das ist Small Caps beizumischen. Auch hier würde ich in jede Region einzelnen investieren. Alternativ kann man auch mit einem MSCI World Small Cap Index, mit über 4.000 Werten, eine Basis schaffen und dann eventuell einzelne Regionen separat nachjustieren.
Ich hoffe die Folge hat dir einen Einblick gegeben, wie man noch etwas mehr aus dem Portfolio rausholen kann und wenn du einen MSCI World ETF hast, dann kannst du dir ja eventuell Änderungen dazu überlegen. Wenn du weitere Fragen hast, kannst du mir die gerne stellen auf www.benediktbrandl.com. Und ich hoffe ihr seid dann auch bei der nächsten Folge wieder dabei wenn es um Tipps zur Finanzierung in Zeiten niedriger Zinsen geht. Ich wünsch euch eine schöne Zeit und bis zum nächsten Mal!
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