Artwork

Contenu fourni par Bayerischer Rundfunk. Tout le contenu du podcast, y compris les épisodes, les graphiques et les descriptions de podcast, est téléchargé et fourni directement par Bayerischer Rundfunk ou son partenaire de plateforme de podcast. Si vous pensez que quelqu'un utilise votre œuvre protégée sans votre autorisation, vous pouvez suivre le processus décrit ici https://fr.player.fm/legal.
Player FM - Application Podcast
Mettez-vous hors ligne avec l'application Player FM !

FUSSBALL! - Das "Wunder von Bern"

11:47
 
Partager
 

Manage episode 423552276 series 2902670
Contenu fourni par Bayerischer Rundfunk. Tout le contenu du podcast, y compris les épisodes, les graphiques et les descriptions de podcast, est téléchargé et fourni directement par Bayerischer Rundfunk ou son partenaire de plateforme de podcast. Si vous pensez que quelqu'un utilise votre œuvre protégée sans votre autorisation, vous pouvez suivre le processus décrit ici https://fr.player.fm/legal.

"Aus! Aus! Das Spiel ist aus! - Deutschland istWeltmeister!" Mit diesem Schrei des Rundfunkreporters Herbert Zimmermann war die Sensation 1954 perfekt. Außenseiter Deutschland gewinnt die WM. Neun Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches kam in der Bundesrepublik das Gefühl auf: "Wir sind wieder wer!" Einige Historiker sehen deshalb im Fußballwunder von Bern die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland. Aber stimmt das wirklich? Von Christian Schaaf (BR 2010)

Credits
Autor: Christian Schaaf
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Armin Berger
Technik: Lydia Schön-Krimmer
Redaktion: Nicole Ruchlak
Im Interview: Prof. Dr. Thomas Raithel, Harry Valerien, Renate Schmidt, Wolf Posselt
Besonderer Linktipp der Redaktion:
ARD (2024): Wild Crimes
Das Verbrechen lauert überall – auch zwischen Mensch und Tier. "Wild Crimes" liefert packende Storys von True Crime im Tierreich. In Staffel eins erzählen wir euch vom "Problembären" Bruno. Der war erst bei uns willkommen, dann wurde er gejagt und getötet. Wie kam es zu dieser dramatischen Wende? Wer hat ihn abgeschossen? Und war es gerechtfertigt, ihn zu töten?

Linktipps:
ARD (2024): Deutschland. Fußball. Sommermärchen 2024?
Deutschland. Sommer. Fußball-WM 2006: Eine Nation erlebt ein Sommermärchen. Deutschland, 18 Jahre später. Die UEFA Euro 2024. Ein verändertes Land. Und doch wieder ein fröhlich-friedliches Sommermärchen? Esther Sedlaczek nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch Deutschland 2024 und zeichnet ein sportliches, unterhaltendes und nachdenkliches Bild zur Lage der „Fußball-Nation“. Sie trifft unter anderem Bundestrainer Julian Nagelsmann, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, den ARD-Fußball-Experten Bastian Schweinsteiger und Weltmeistertrainer Jogi Löw. Sie begegnet Fans und besucht die Alpengemeinde Garmisch-Partenkirchen, die sich auf Tausende Schotten während der Fußball-EM freut. Sie beschäftigt sich aber auch mit der Frage, ob der Fußball im Jahr 2024 wirklich noch eine Gesellschaft verbinden kann, die sich in vielem fast schon unversöhnlich gegenübersteht. IN DER MEDIATHEK
ARD (2022): 50er – Das Wunder von Bern und die Folgen
In den 1950er-Jahren entstehen die Fußball-Nation Deutschland und der 11-Freunde-Mythos. Unter Trainer Sepp Herberger holt sich Deutschland als krasser Außenseiter den ersten WM-Titel. JETZT ANSEHEN

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:
Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
JETZT ENTDECKEN
Timecodes (TC) zu dieser Folge:
TC 00:15 – Intro
TC 02:32 – 3:2 für Deutschland
TC 03:43 – Das Wunder ist perfekt
TC 06:41 – Nicht der schlechteste Mythos
TC 10:14 – Outro

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
TC 00:15 – Intro

Zuspielung: Ausschnitt Reportage Zimmermann:
„Deutschland im Endspiel der Weltmeisterschaft. Das ist ein echtes Fußballwunder. Ein Wunder allerdings, das auf natürlichem Weg zustande gekommen ist“ …

Sprecher
4. Juli 1954. Die Republik sitzt nervös vor dem Radiogerät. Geschickt versucht der Rundfunkreporter Herbert Zimmermann im verregneten Berner Wankdorfstadion die Hörer darauf vorzubereiten, dass die Nationalmannschaft gegen den haushohen Favoriten Ungarn praktisch chancenlos ist. Eine Niederlage scheint unausweichlich. Denn schon in der Vorrunde hatte die Auswahl des kommunistischen Landes die Mannschaft um Nationaltrainer Sepp Herberger mit 8:3 vernichtend geschlagen. Und so ist das erste Wunder dieses denkwürdigen Juli-Sonntags, dass die Deutschen überhaupt im Finale der Weltmeisterschaft stehen. Der Historiker Thomas Raithel hat sich intensiv mit der Weltmeisterschaft 1954 auseinandergesetzt. Für ihn steht fest: Die deutsche Mannschaft hatte bei dem Turnier sehr viel Glück gehabt.

2. Zuspielung: Thomas Raithel:
„Es war sicher Glück dabei. Man könnte quasi von einer Verkettung von glücklichen Umständen sprechen. Das fängt an mit der Besetzung der Vorrunde. Die haben eine leichte Gruppe gehabt. Mit zwei Siegen gegen die Türkei waren die Deutschen eine Runde weiter. Das ging weiter mit den Losen in den Halbfinalen. Die Ungarn hatten mit Brasilien und Uruguay die erheblich schwereren Gegner. […] Glück war auch das Wetter. Der Regen hat so ein bisschen die technischen Unterschiede zwischen den Ungarn und den Deutschen nivelliert. Und vor allem muß man sehen: Der Austragungsort Schweiz. Das waren zum Teil Spiele in Heimspielatmosphäre, die die Deutschen da hatten. Wenn man das alles zusammen nimmt, dann ist Begriff des Wunders ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen.“
Sprecher
Doch das eigentliche Wunder dieses Tages, der Titelgewinn, ließ auf sich warten. Gleich nach dem Anpfiff schien es so, als ob das Spiel ein Fiasko für die deutsche Mannschaft werden sollte - ähnlich wie die 8:3 Niederlage gegen Ungarn in der Vorrunde. Denn schon in der sechsten Minute fällt das erste Tor für die Ungarn.
TC 02:32 – 3:2 für Deutschland

3. Zuspielung: Zimmermann 1:0:
„Kocsis müsste schießen. Nachschuss Puscas. Tor! Was wir befürchtet haben, ist eingetreten. Der Blitzstart der Ungarn hat ihnen die Führung eingebracht.“

Sprecher
Zwei Minuten später folgt der zweite Treffer der Ungarn. Doch dann die Sensation. In der 18. Minute schießt der Nürnberger Max Morlock den Anschluss-Treffer. Zum Ende der zweiten Halbzeit kommt es dann zur Sensation. Helmut Rahn schießt das 3:2 und Sportreporter Zimmermann verliert die Fassung.

5. Einspielung: Zimmermann nach 3:2:
„3:2 für Deutschland! Fünf Minuten vor dem Spielende! Halten Sie mich für verrückt. Halten Sie mich für übergeschnappt! Ich glaube auch Fußball-Laien sollten ein Herz haben und sollten sich an der Begeisterung unserer Mannschaft mitfreuen und sollten jetzt Daumen halten.“

Sprecher
In einem atemberaubenden Spiel verteidigen die Deutschen ihren Vorsprung. Bis wenige Minuten später der erlösende Schlusspfiff erklingt.

6. Einspielung: Zimmermann:
Aus Aus Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister! Schlägt Ungarn mit 3:2 Toren im Finale in Bern!
TC 03:43 – Das Wunder ist perfekt

Sprecher
Das Wunder war perfekt. Der 4. Juli 1954 war der wohl glücklichste Tag, den die junge Republik seit ihrer Gründung fünf Jahre zuvor erlebt hatte. Und so erinnern sich auch noch heute Menschen gerne an dieses Datum zurück, die mit Fußball eigentlich wenig am Hut hatten, wie etwa die SPD-Politikerin Renate Schmidt, damals 11 Jahre alt.

7. Einspielung:
„Meine Eltern saßen bei Freunden vor dem Radiogerät und haben gefiebert. Dann kam dieses erlösende Tor. Und mein Vater hat uns alle geküsst und wir haben 50 Pfennige geschenkt bekommen. Das war damals für ein Kind meines Alters ungeheuer viel Geld. Ein Eis mit zwei Kugeln hat damals ein Zehnerle gekostet. Ein Kinobesuch für Kinder war mit 70 Pfennigen zu haben. Es war ein Haufen Geld. Ich fand, das war ein wunderbarer Tag.“

Sprecher
Zur selben Zeit im Berner Wankdorfstadion. Die Schlachtenbummler stimmen das Deutschland-Lied an.
8. Einspielung: „Deutschland, Deutschland über alles!“

Sprecher
Deutschland, Deutschland über alles. Diese erste Strophe der Nationalhymne war zwei Jahre zuvor durch die dritte Strophe „Einigkeit und Recht und Freiheit“ ersetzt werden. Aber diese Entscheidung ist offenbar noch nicht bei allen Bundesbürgern angekommen - vielleicht auch, weil es zuvor kaum Gelegenheit für die Deutschen gab, ihre Hymne öffentlich anzustimmen?

9. Einspielung: Reportage Triumphzug München:
„Nun biegen wir von der Bayerstraße in die Goethestraße ein. Und hier hängen auch Transparente wie in den vielen anderen Straßen. Der Jubel kennt keine Grenzen. Und schon wieder drängen die einzelnen …“

Sprecher (ab „Grenzen“ drüber):
Zwei Tage später. Die Nationalmannschaft wird in München empfangen. Tausende Menschen säumen die Straßen und versuchen einen Blick auf die Helden von Bern zu erhaschen. Harry Valerien, damals Sportreporter:

10. Einspielung: (Harry Valerien zu Triumphzug):
„Im Grunde war das ein, das Wort mag ich nicht, weil einen das an Zeiten erinnert, die hinter uns liegen, aber ein Zug des Triumphes – wenn das erlaubt ist das zu sagen. Ein überwältigendes Ereignis, weil die Menschen halt aus dem Häuschen waren. Weil sie die Strecke säumten, die Bahnhöfe bevölkerten. Im Grunde mussten sie sich irgendwo ausdrücken. Sie mussten hinausschreien: Freunde, dass wir das schaffen! Dann schaffen wir vielleicht noch viel mehr! Auf andere Weise. Und wenn Sie sich vorstellen, dass da die letzten Gefangenen gar nicht zu hause waren. Aus Stalingrad, oder anderen Gefangenenlagern. Aber das ist sehr schwer zu verstehen, wenn man das nicht selbst erlebt und erfühlt hat.
TC 06:41 – Nicht der schlechteste Mythos

Sprecher
Doch auch schon vor dem Sieg von Bern hatte es in der jungen Bundesrepublik genug Anlass zum Optimismus gegeben. Seit Anfang der 50er Jahre kannte die Wirtschaftsentwicklung in Westdeutschland nur eine Richtung: Nach oben. Auch die Löhne stiegen und die Arbeitslosenquote sank. Dank des geschickt verhandelnden Bundeskanzlers Konrad Adenauer sollten die letzten Kriegsgefangene, vor allem aus dem Osten, schon bald nach Hause kommen.
Und nun auch noch der Weltmeister-Titel! Im Nachhinein betrachtet, passiert es daher leicht, den Fußballsieg von Bern als das Gründungsereignis der Bundesrepublik Deutschland zu sehen. Doch das geht dem Historiker Thomas Raithel zu weit.

11. Einspielung: Raithel : Mythenbildung:
„Das ist meines Erachtens ein Mythos! Es ist ein Mythos der der Versuchung erliegt, die Kontexte auszublenden und alles auf ein Ereignis zu projizieren. Das Interessante ist, man kann das sehr schön zeigen, wie dieser Mythos seit den fünfziger Jahren sukzessive gewachsen ist. Der war nicht sofort da. Die Zeitgenossen haben nicht vom „Wunder von Bern“ gesprochen. Das beginnt dann erst 1974. Zur Abgrenzung. Als die Deutschen zum zweiten Mal Weltmeister werden. Dann wird das „Fußballwunder von 54“ dem Triumph von Bern gegenübergestellt. Und dann wächst diese Mystifizierung immer weiter. Und das hat sehr viel damit zu tun, mit generellen Prozessen, wie in der Bundesrepublik historische Erinnerungen entstehen, transportiert aber auch verklärt werden.“

Sprecher
Aber bereits schon am Abend des 6. Juli 1954, als die Nationalmannschaft im Münchner Löwenbräukeller empfangen wird, ist die Verklärung des Titelgewinns zu beobachten. Die Begrüßungsrede hält der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens.

12: Einspielung: Bauwens:
„Laßt uns, die alle hier sind, außer unseren 22 Kameraden einschließlich Herberger, von unseren Plätzen erheben, um auf unsere 22 Wackeren unseren Ruf auszubringen, worin aber eingeschlossen ist, dass das was sie geleistet haben zünden soll in unserer Jugend. Damit sie gute Deutsche werden auch für die fernste Zukunft. Ein dreifaches Hip Hip Hurra! (Jubelschreie)

Sprecher
Kurze Zeit später blendete sich der Bayerische Rundfunk aus, der die Rede Bauwens live übertragen hatte. Der Grund: Die Rede weckte immer mehr Erinnerungen an die NS-Propaganda. Der große Rest der Republik ging mit dem Weltmeistertitel allerdings weitaus zurückhaltender um. Statt nationalistischer Überheblichkeit machte sich eher ein vorsichtiges Selbstvertrauen breit, nach dem Motto: „Wir sind wieder wer“. Insofern kann auch der Historiker Thomas Raithel der mythischen Verklärung des „Wunders von Bern“ etwas Positives abringen.
14. Einspielung Raithel Mythos:
„Das ist nicht der schlechteste Mythos. Der hat, in gewisser Hinsicht, auch eine Barriere gebaut vor weiteren militärischen Mythen vielleicht. Und es ist ein Ereignis, das die Bundesrepublik durch den Erfolg des Sports auch westlicher und moderner gemacht hat.“

Sprecher
Ansonsten hat die wahre Bedeutung des Endspiels der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 wohl niemand anderes besser als Rundfunk Reporter Herbert Zimmermann erkannt:

15.Einspielung: Zimmermann:
„Aber die Tatsache, dass man auch bei einem Weltmeisterschaftsendspiel die Sache nicht übermäßig ernst nimmt, sollte uns daran erinnern, dass es bei aller Freude und bei allem Einsatz hier lediglich um ein Spiel geht.!“

TC 10:14 – Outro

  continue reading

309 episodes

Artwork
iconPartager
 
Manage episode 423552276 series 2902670
Contenu fourni par Bayerischer Rundfunk. Tout le contenu du podcast, y compris les épisodes, les graphiques et les descriptions de podcast, est téléchargé et fourni directement par Bayerischer Rundfunk ou son partenaire de plateforme de podcast. Si vous pensez que quelqu'un utilise votre œuvre protégée sans votre autorisation, vous pouvez suivre le processus décrit ici https://fr.player.fm/legal.

"Aus! Aus! Das Spiel ist aus! - Deutschland istWeltmeister!" Mit diesem Schrei des Rundfunkreporters Herbert Zimmermann war die Sensation 1954 perfekt. Außenseiter Deutschland gewinnt die WM. Neun Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches kam in der Bundesrepublik das Gefühl auf: "Wir sind wieder wer!" Einige Historiker sehen deshalb im Fußballwunder von Bern die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland. Aber stimmt das wirklich? Von Christian Schaaf (BR 2010)

Credits
Autor: Christian Schaaf
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Armin Berger
Technik: Lydia Schön-Krimmer
Redaktion: Nicole Ruchlak
Im Interview: Prof. Dr. Thomas Raithel, Harry Valerien, Renate Schmidt, Wolf Posselt
Besonderer Linktipp der Redaktion:
ARD (2024): Wild Crimes
Das Verbrechen lauert überall – auch zwischen Mensch und Tier. "Wild Crimes" liefert packende Storys von True Crime im Tierreich. In Staffel eins erzählen wir euch vom "Problembären" Bruno. Der war erst bei uns willkommen, dann wurde er gejagt und getötet. Wie kam es zu dieser dramatischen Wende? Wer hat ihn abgeschossen? Und war es gerechtfertigt, ihn zu töten?

Linktipps:
ARD (2024): Deutschland. Fußball. Sommermärchen 2024?
Deutschland. Sommer. Fußball-WM 2006: Eine Nation erlebt ein Sommermärchen. Deutschland, 18 Jahre später. Die UEFA Euro 2024. Ein verändertes Land. Und doch wieder ein fröhlich-friedliches Sommermärchen? Esther Sedlaczek nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch Deutschland 2024 und zeichnet ein sportliches, unterhaltendes und nachdenkliches Bild zur Lage der „Fußball-Nation“. Sie trifft unter anderem Bundestrainer Julian Nagelsmann, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, den ARD-Fußball-Experten Bastian Schweinsteiger und Weltmeistertrainer Jogi Löw. Sie begegnet Fans und besucht die Alpengemeinde Garmisch-Partenkirchen, die sich auf Tausende Schotten während der Fußball-EM freut. Sie beschäftigt sich aber auch mit der Frage, ob der Fußball im Jahr 2024 wirklich noch eine Gesellschaft verbinden kann, die sich in vielem fast schon unversöhnlich gegenübersteht. IN DER MEDIATHEK
ARD (2022): 50er – Das Wunder von Bern und die Folgen
In den 1950er-Jahren entstehen die Fußball-Nation Deutschland und der 11-Freunde-Mythos. Unter Trainer Sepp Herberger holt sich Deutschland als krasser Außenseiter den ersten WM-Titel. JETZT ANSEHEN

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:
Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
JETZT ENTDECKEN
Timecodes (TC) zu dieser Folge:
TC 00:15 – Intro
TC 02:32 – 3:2 für Deutschland
TC 03:43 – Das Wunder ist perfekt
TC 06:41 – Nicht der schlechteste Mythos
TC 10:14 – Outro

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
TC 00:15 – Intro

Zuspielung: Ausschnitt Reportage Zimmermann:
„Deutschland im Endspiel der Weltmeisterschaft. Das ist ein echtes Fußballwunder. Ein Wunder allerdings, das auf natürlichem Weg zustande gekommen ist“ …

Sprecher
4. Juli 1954. Die Republik sitzt nervös vor dem Radiogerät. Geschickt versucht der Rundfunkreporter Herbert Zimmermann im verregneten Berner Wankdorfstadion die Hörer darauf vorzubereiten, dass die Nationalmannschaft gegen den haushohen Favoriten Ungarn praktisch chancenlos ist. Eine Niederlage scheint unausweichlich. Denn schon in der Vorrunde hatte die Auswahl des kommunistischen Landes die Mannschaft um Nationaltrainer Sepp Herberger mit 8:3 vernichtend geschlagen. Und so ist das erste Wunder dieses denkwürdigen Juli-Sonntags, dass die Deutschen überhaupt im Finale der Weltmeisterschaft stehen. Der Historiker Thomas Raithel hat sich intensiv mit der Weltmeisterschaft 1954 auseinandergesetzt. Für ihn steht fest: Die deutsche Mannschaft hatte bei dem Turnier sehr viel Glück gehabt.

2. Zuspielung: Thomas Raithel:
„Es war sicher Glück dabei. Man könnte quasi von einer Verkettung von glücklichen Umständen sprechen. Das fängt an mit der Besetzung der Vorrunde. Die haben eine leichte Gruppe gehabt. Mit zwei Siegen gegen die Türkei waren die Deutschen eine Runde weiter. Das ging weiter mit den Losen in den Halbfinalen. Die Ungarn hatten mit Brasilien und Uruguay die erheblich schwereren Gegner. […] Glück war auch das Wetter. Der Regen hat so ein bisschen die technischen Unterschiede zwischen den Ungarn und den Deutschen nivelliert. Und vor allem muß man sehen: Der Austragungsort Schweiz. Das waren zum Teil Spiele in Heimspielatmosphäre, die die Deutschen da hatten. Wenn man das alles zusammen nimmt, dann ist Begriff des Wunders ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen.“
Sprecher
Doch das eigentliche Wunder dieses Tages, der Titelgewinn, ließ auf sich warten. Gleich nach dem Anpfiff schien es so, als ob das Spiel ein Fiasko für die deutsche Mannschaft werden sollte - ähnlich wie die 8:3 Niederlage gegen Ungarn in der Vorrunde. Denn schon in der sechsten Minute fällt das erste Tor für die Ungarn.
TC 02:32 – 3:2 für Deutschland

3. Zuspielung: Zimmermann 1:0:
„Kocsis müsste schießen. Nachschuss Puscas. Tor! Was wir befürchtet haben, ist eingetreten. Der Blitzstart der Ungarn hat ihnen die Führung eingebracht.“

Sprecher
Zwei Minuten später folgt der zweite Treffer der Ungarn. Doch dann die Sensation. In der 18. Minute schießt der Nürnberger Max Morlock den Anschluss-Treffer. Zum Ende der zweiten Halbzeit kommt es dann zur Sensation. Helmut Rahn schießt das 3:2 und Sportreporter Zimmermann verliert die Fassung.

5. Einspielung: Zimmermann nach 3:2:
„3:2 für Deutschland! Fünf Minuten vor dem Spielende! Halten Sie mich für verrückt. Halten Sie mich für übergeschnappt! Ich glaube auch Fußball-Laien sollten ein Herz haben und sollten sich an der Begeisterung unserer Mannschaft mitfreuen und sollten jetzt Daumen halten.“

Sprecher
In einem atemberaubenden Spiel verteidigen die Deutschen ihren Vorsprung. Bis wenige Minuten später der erlösende Schlusspfiff erklingt.

6. Einspielung: Zimmermann:
Aus Aus Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister! Schlägt Ungarn mit 3:2 Toren im Finale in Bern!
TC 03:43 – Das Wunder ist perfekt

Sprecher
Das Wunder war perfekt. Der 4. Juli 1954 war der wohl glücklichste Tag, den die junge Republik seit ihrer Gründung fünf Jahre zuvor erlebt hatte. Und so erinnern sich auch noch heute Menschen gerne an dieses Datum zurück, die mit Fußball eigentlich wenig am Hut hatten, wie etwa die SPD-Politikerin Renate Schmidt, damals 11 Jahre alt.

7. Einspielung:
„Meine Eltern saßen bei Freunden vor dem Radiogerät und haben gefiebert. Dann kam dieses erlösende Tor. Und mein Vater hat uns alle geküsst und wir haben 50 Pfennige geschenkt bekommen. Das war damals für ein Kind meines Alters ungeheuer viel Geld. Ein Eis mit zwei Kugeln hat damals ein Zehnerle gekostet. Ein Kinobesuch für Kinder war mit 70 Pfennigen zu haben. Es war ein Haufen Geld. Ich fand, das war ein wunderbarer Tag.“

Sprecher
Zur selben Zeit im Berner Wankdorfstadion. Die Schlachtenbummler stimmen das Deutschland-Lied an.
8. Einspielung: „Deutschland, Deutschland über alles!“

Sprecher
Deutschland, Deutschland über alles. Diese erste Strophe der Nationalhymne war zwei Jahre zuvor durch die dritte Strophe „Einigkeit und Recht und Freiheit“ ersetzt werden. Aber diese Entscheidung ist offenbar noch nicht bei allen Bundesbürgern angekommen - vielleicht auch, weil es zuvor kaum Gelegenheit für die Deutschen gab, ihre Hymne öffentlich anzustimmen?

9. Einspielung: Reportage Triumphzug München:
„Nun biegen wir von der Bayerstraße in die Goethestraße ein. Und hier hängen auch Transparente wie in den vielen anderen Straßen. Der Jubel kennt keine Grenzen. Und schon wieder drängen die einzelnen …“

Sprecher (ab „Grenzen“ drüber):
Zwei Tage später. Die Nationalmannschaft wird in München empfangen. Tausende Menschen säumen die Straßen und versuchen einen Blick auf die Helden von Bern zu erhaschen. Harry Valerien, damals Sportreporter:

10. Einspielung: (Harry Valerien zu Triumphzug):
„Im Grunde war das ein, das Wort mag ich nicht, weil einen das an Zeiten erinnert, die hinter uns liegen, aber ein Zug des Triumphes – wenn das erlaubt ist das zu sagen. Ein überwältigendes Ereignis, weil die Menschen halt aus dem Häuschen waren. Weil sie die Strecke säumten, die Bahnhöfe bevölkerten. Im Grunde mussten sie sich irgendwo ausdrücken. Sie mussten hinausschreien: Freunde, dass wir das schaffen! Dann schaffen wir vielleicht noch viel mehr! Auf andere Weise. Und wenn Sie sich vorstellen, dass da die letzten Gefangenen gar nicht zu hause waren. Aus Stalingrad, oder anderen Gefangenenlagern. Aber das ist sehr schwer zu verstehen, wenn man das nicht selbst erlebt und erfühlt hat.
TC 06:41 – Nicht der schlechteste Mythos

Sprecher
Doch auch schon vor dem Sieg von Bern hatte es in der jungen Bundesrepublik genug Anlass zum Optimismus gegeben. Seit Anfang der 50er Jahre kannte die Wirtschaftsentwicklung in Westdeutschland nur eine Richtung: Nach oben. Auch die Löhne stiegen und die Arbeitslosenquote sank. Dank des geschickt verhandelnden Bundeskanzlers Konrad Adenauer sollten die letzten Kriegsgefangene, vor allem aus dem Osten, schon bald nach Hause kommen.
Und nun auch noch der Weltmeister-Titel! Im Nachhinein betrachtet, passiert es daher leicht, den Fußballsieg von Bern als das Gründungsereignis der Bundesrepublik Deutschland zu sehen. Doch das geht dem Historiker Thomas Raithel zu weit.

11. Einspielung: Raithel : Mythenbildung:
„Das ist meines Erachtens ein Mythos! Es ist ein Mythos der der Versuchung erliegt, die Kontexte auszublenden und alles auf ein Ereignis zu projizieren. Das Interessante ist, man kann das sehr schön zeigen, wie dieser Mythos seit den fünfziger Jahren sukzessive gewachsen ist. Der war nicht sofort da. Die Zeitgenossen haben nicht vom „Wunder von Bern“ gesprochen. Das beginnt dann erst 1974. Zur Abgrenzung. Als die Deutschen zum zweiten Mal Weltmeister werden. Dann wird das „Fußballwunder von 54“ dem Triumph von Bern gegenübergestellt. Und dann wächst diese Mystifizierung immer weiter. Und das hat sehr viel damit zu tun, mit generellen Prozessen, wie in der Bundesrepublik historische Erinnerungen entstehen, transportiert aber auch verklärt werden.“

Sprecher
Aber bereits schon am Abend des 6. Juli 1954, als die Nationalmannschaft im Münchner Löwenbräukeller empfangen wird, ist die Verklärung des Titelgewinns zu beobachten. Die Begrüßungsrede hält der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens.

12: Einspielung: Bauwens:
„Laßt uns, die alle hier sind, außer unseren 22 Kameraden einschließlich Herberger, von unseren Plätzen erheben, um auf unsere 22 Wackeren unseren Ruf auszubringen, worin aber eingeschlossen ist, dass das was sie geleistet haben zünden soll in unserer Jugend. Damit sie gute Deutsche werden auch für die fernste Zukunft. Ein dreifaches Hip Hip Hurra! (Jubelschreie)

Sprecher
Kurze Zeit später blendete sich der Bayerische Rundfunk aus, der die Rede Bauwens live übertragen hatte. Der Grund: Die Rede weckte immer mehr Erinnerungen an die NS-Propaganda. Der große Rest der Republik ging mit dem Weltmeistertitel allerdings weitaus zurückhaltender um. Statt nationalistischer Überheblichkeit machte sich eher ein vorsichtiges Selbstvertrauen breit, nach dem Motto: „Wir sind wieder wer“. Insofern kann auch der Historiker Thomas Raithel der mythischen Verklärung des „Wunders von Bern“ etwas Positives abringen.
14. Einspielung Raithel Mythos:
„Das ist nicht der schlechteste Mythos. Der hat, in gewisser Hinsicht, auch eine Barriere gebaut vor weiteren militärischen Mythen vielleicht. Und es ist ein Ereignis, das die Bundesrepublik durch den Erfolg des Sports auch westlicher und moderner gemacht hat.“

Sprecher
Ansonsten hat die wahre Bedeutung des Endspiels der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 wohl niemand anderes besser als Rundfunk Reporter Herbert Zimmermann erkannt:

15.Einspielung: Zimmermann:
„Aber die Tatsache, dass man auch bei einem Weltmeisterschaftsendspiel die Sache nicht übermäßig ernst nimmt, sollte uns daran erinnern, dass es bei aller Freude und bei allem Einsatz hier lediglich um ein Spiel geht.!“

TC 10:14 – Outro

  continue reading

309 episodes

Tous les épisodes

×
 
Loading …

Bienvenue sur Lecteur FM!

Lecteur FM recherche sur Internet des podcasts de haute qualité que vous pourrez apprécier dès maintenant. C'est la meilleure application de podcast et fonctionne sur Android, iPhone et le Web. Inscrivez-vous pour synchroniser les abonnements sur tous les appareils.

 

Guide de référence rapide