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Neugier und Spannung: Daniil Trifonovs „My American Story – North“

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Bekanntes neben Unbekanntem

Er kannte Rachmaninow und Skriabin, vermutlich auch vieles von Tschaikowsky und Prokofjew. Aber Art Tatum? „Es war meine erste Begegnung mit dem Jazz“, gibt Daniil Trifonov rückblickend zu und beginnt sein neues Album entsprechend mit Tatums Fassung von „I Cover the Waterfront“. Die Bearbeitung für Piano übernahm Daniil Trifonov selbst. Wie so oft bei Trifonovs jüngsten Alben: Er pickt sich nicht nur einzelne Werke heraus und stückelt sie aneinander, er sucht vielmehr nach Querlinien und Entsprechungen, stellt dabei Bekanntes weniger Bekanntem gegenüber. Bei dem Klavierkonzert des 1977 geborenen Mason Bates etwa handelt es sich um eine Ersteinspielung. Bates hat das Konzert für Trifonov komponiert. Während der erste Satz eine verspielte Hommage an die Renaissance und der zweite eine Reminiszenz an die Romantik darstellt, gibt sich das Finale „exzentrisch und rhythmisch, voller cineastischem Drive“, wie es im Beiheft heißt.

Trifonov als pianistisches Chamäleon

Einmal mehr hat Trifonov das Philadelphia Orchestra und Yannick Nézet-Séguin an seiner Seite. Ja, es spielt farbig, manchmal etwas seicht oder glatt, so dass man sich ein intensiveres Leuchten vorstellen könnte. Voller Verve dagegen gelingt das Finale aus Gershwins F-Dur-Konzert. Trifonov schlüpft in die Rolle eines pianistischen Chamäleons: Extrem wandlungsfähig fühlt er sich offenbar pudelwohl, wenn er sich zwischen Jazz und Swing, zwischen Minimal Music und populärer Filmmusik hin- und herbewegt. Zu den umfangreicheren Solowerken dieses Albums zählen die Variationen von Aron Copland. Trifonov spielt vor allem dann seine Klasse aus, wenn er in die leisen und sehr leisen Regionen vordringt. Wenn er zum Klavierflüsterer wird, feine Nuancen aus dem Instrument herausholt und sie auf subtile Weise miteinander verbindet. In Passagen wie diesen steckt ungemein viel Poesie. Dagegen geraten seine schier unbegrenzte Geläufigkeit und seine Griffsicherheit fast in den Hintergrund. Aber nur fast…

Nie pianistisch kühl, dafür ungemein abwechslungsreich

Mit der „Fantasie über ein Ostinato“ von John Corigliano dringt Trifonov in den Bereich der Minimal Music vor. Diese Fantasie – eben keine Etüde – wird zu einer eigenen Klangreise. Trifonov verfremdet, toupiert, überpinselt, be- und entschleunigt fast von Takt zu Takt. Nach diesem eher meditativen Stück lässt Trifonov sofort eine peppigere Nummer folgen: „Memphis Stomp“ aus dem Film „The Firm“. Das alles wirkt, als habe sich Trifonov diese unterschiedlichen Musik-Richtungen nicht krampfhaft angeeignet, sondern als habe er sie mit seinem ganzen Musikerblut in sich aufgesogen. Er gibt sich nie pianistisch kühl, vielmehr strahlt er eine große Überlegenheit aus, nicht arrogant, dafür angetrieben von Neugierde. Ein ungemein abwechslungsreiches Album, eine spannende Tour durch den musikalischen Norden Amerikas, die mit einer „Field Version“ über John Cage zu Ende geht – mit Geräuschen aus New York, aufgenommen von Daniil Trifonov. Auf Teil 2, die Reise gen Süden, darf man bereits gespannt sein.
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Trifonov als pianistisches Chamäleon

Einmal mehr hat Trifonov das Philadelphia Orchestra und Yannick Nézet-Séguin an seiner Seite. Ja, es spielt farbig, manchmal etwas seicht oder glatt, so dass man sich ein intensiveres Leuchten vorstellen könnte. Voller Verve dagegen gelingt das Finale aus Gershwins F-Dur-Konzert. Trifonov schlüpft in die Rolle eines pianistischen Chamäleons: Extrem wandlungsfähig fühlt er sich offenbar pudelwohl, wenn er sich zwischen Jazz und Swing, zwischen Minimal Music und populärer Filmmusik hin- und herbewegt. Zu den umfangreicheren Solowerken dieses Albums zählen die Variationen von Aron Copland. Trifonov spielt vor allem dann seine Klasse aus, wenn er in die leisen und sehr leisen Regionen vordringt. Wenn er zum Klavierflüsterer wird, feine Nuancen aus dem Instrument herausholt und sie auf subtile Weise miteinander verbindet. In Passagen wie diesen steckt ungemein viel Poesie. Dagegen geraten seine schier unbegrenzte Geläufigkeit und seine Griffsicherheit fast in den Hintergrund. Aber nur fast…

Nie pianistisch kühl, dafür ungemein abwechslungsreich

Mit der „Fantasie über ein Ostinato“ von John Corigliano dringt Trifonov in den Bereich der Minimal Music vor. Diese Fantasie – eben keine Etüde – wird zu einer eigenen Klangreise. Trifonov verfremdet, toupiert, überpinselt, be- und entschleunigt fast von Takt zu Takt. Nach diesem eher meditativen Stück lässt Trifonov sofort eine peppigere Nummer folgen: „Memphis Stomp“ aus dem Film „The Firm“. Das alles wirkt, als habe sich Trifonov diese unterschiedlichen Musik-Richtungen nicht krampfhaft angeeignet, sondern als habe er sie mit seinem ganzen Musikerblut in sich aufgesogen. Er gibt sich nie pianistisch kühl, vielmehr strahlt er eine große Überlegenheit aus, nicht arrogant, dafür angetrieben von Neugierde. Ein ungemein abwechslungsreiches Album, eine spannende Tour durch den musikalischen Norden Amerikas, die mit einer „Field Version“ über John Cage zu Ende geht – mit Geräuschen aus New York, aufgenommen von Daniil Trifonov. Auf Teil 2, die Reise gen Süden, darf man bereits gespannt sein.
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