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Inmitten der Nacht

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Hirten in der Oper

Auf der Opernbühne singen die Menschen, wenn sie miteinander reden. Das ist ja zunächst eher befremdlich oder zumindest unnatürlich. Die Musiker und das Publikum der ersten Opern um das Jahr 1600 empfanden das genauso. Man musste sich irgendeinen Grund zurechtlegen, der diese gesungene Kommunikation glaubwürdig machte. Und so legte man die Handlung nach Arkadien, in das wunderbare Traumreich, das schon der antike Dichter Vergil zum Ideal stilisiert hatte: Hier herrscht Friede und Harmonie, und die schönen jungen Hirten sind einzig damit beschäftigt, die schönen jungen Schäferinnen mit ihrem Gesang zu erfreuen – und innig zu lieben. Ein Beispiel ist eine der berühmtesten Opern, die im Sehnsuchtsland Arkadien spielt: in Claudio Monteverdis "Orfeo" von 1607 singen und tanzen Hirten.

Schalmei und Dudelsack

Es geht aber auch ohne Bühne und Gesang: bei Arcangelo Corelli zum Beispiel, in seinem "Weihnachtskonzert". Darin gibt es eine Pastorale, eine instrumentale Hirtenmusik, die noch für Generationen späterer Komponisten ein Vorbild ist. Die Musik schwingt und wiegt sich im Zwölfachtel-Takt, und die Unterstimmen imitieren mit ihren lang ausgehaltenen Tönen die typischen etwas behäbigen Begleitinstrumente der Hirten: Schalmei und Dudelsack.

Der Weihnachtsklassiker schlechthin

Gut zwanzig Jahre später, zu Weihnachten 1734, schreibt Johann Sebastian Bach sein Weihnachts-Oratorium. Teil zwei beginnt mit einer Hirtenmusik, die sehr eng mit Corellis Vorbild verwandt ist. Bach verwendet die klassischen Hirteninstrumente: Flöten und Oboen. Und den Siciliano-Rhythmus: ein Sechs- oder Zwölfachtel-Takt, in dem die Noten zu Dreiergruppen gebündelt sind; jede Anfangsnote wird durch eine Punktierung gestreckt und erhält dadurch etwas mehr Gewicht als die beiden anderen – der perfekte Impuls für eine wiegende Bewegung, mit der man zum Beispiel ein junges Lämmchen oder eben auch das neugeborene Jesuskind in den Schlaf schaukeln kann.

Hirtenmusik im Konzertsaal

Ein Zeitsprung über gut 70 Jahre und aus der Kirche in den Konzertsaal: Zu Beethovens Sechster Sinfonie, der "Pastorale". Der letzte Satz daraus heißt "Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm". Beethoven greift hier all das auf, was seit Corelli und Bach fest in der Tradition der Hirtenmusiken verankert ist: Den wiegenden Sechsachtel-Takt, die lang ausgehaltenen Begleit-Töne in den Unterstimmen und die typischen Outdoor-Instrumente der Hirten: hier sind es zunächst Klarinetten, später auch Oboen und Flöten. Und das Horn, das nach ein paar Takten als Echo zu hören ist, bläst vielleicht ein Jäger aus dem Wald heraus. Übrigens steht Beethovens Sinfonie in F-Dur, das ist die Lieblingstonart der Hirten, weil sie auf den meisten Blasinstrumenten bequem zu spielen ist – besonders auf Blockflöten.

"Inmitten der Nacht"

Das Hirtenlied „Inmitten der Nacht“ stammt wahrscheinlich aus etwas späterer Zeit – wir wissen es nicht genau. Es ist eines von vielen Hirtenliedern, die im Rahmen von Hirten-spielen in der Weihnachtszeit vor der Kirche aufgeführt wurden; einer Mischung aus Krippenspiel und Improvisationstheater, durchaus mit der Lust am Ländlich-Derben und mit dem großen Vorteil, dass sich viele, viele Mitspieler beteiligen konnten.
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Hirten in der Oper

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Schalmei und Dudelsack

Es geht aber auch ohne Bühne und Gesang: bei Arcangelo Corelli zum Beispiel, in seinem "Weihnachtskonzert". Darin gibt es eine Pastorale, eine instrumentale Hirtenmusik, die noch für Generationen späterer Komponisten ein Vorbild ist. Die Musik schwingt und wiegt sich im Zwölfachtel-Takt, und die Unterstimmen imitieren mit ihren lang ausgehaltenen Tönen die typischen etwas behäbigen Begleitinstrumente der Hirten: Schalmei und Dudelsack.

Der Weihnachtsklassiker schlechthin

Gut zwanzig Jahre später, zu Weihnachten 1734, schreibt Johann Sebastian Bach sein Weihnachts-Oratorium. Teil zwei beginnt mit einer Hirtenmusik, die sehr eng mit Corellis Vorbild verwandt ist. Bach verwendet die klassischen Hirteninstrumente: Flöten und Oboen. Und den Siciliano-Rhythmus: ein Sechs- oder Zwölfachtel-Takt, in dem die Noten zu Dreiergruppen gebündelt sind; jede Anfangsnote wird durch eine Punktierung gestreckt und erhält dadurch etwas mehr Gewicht als die beiden anderen – der perfekte Impuls für eine wiegende Bewegung, mit der man zum Beispiel ein junges Lämmchen oder eben auch das neugeborene Jesuskind in den Schlaf schaukeln kann.

Hirtenmusik im Konzertsaal

Ein Zeitsprung über gut 70 Jahre und aus der Kirche in den Konzertsaal: Zu Beethovens Sechster Sinfonie, der "Pastorale". Der letzte Satz daraus heißt "Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm". Beethoven greift hier all das auf, was seit Corelli und Bach fest in der Tradition der Hirtenmusiken verankert ist: Den wiegenden Sechsachtel-Takt, die lang ausgehaltenen Begleit-Töne in den Unterstimmen und die typischen Outdoor-Instrumente der Hirten: hier sind es zunächst Klarinetten, später auch Oboen und Flöten. Und das Horn, das nach ein paar Takten als Echo zu hören ist, bläst vielleicht ein Jäger aus dem Wald heraus. Übrigens steht Beethovens Sinfonie in F-Dur, das ist die Lieblingstonart der Hirten, weil sie auf den meisten Blasinstrumenten bequem zu spielen ist – besonders auf Blockflöten.

"Inmitten der Nacht"

Das Hirtenlied „Inmitten der Nacht“ stammt wahrscheinlich aus etwas späterer Zeit – wir wissen es nicht genau. Es ist eines von vielen Hirtenliedern, die im Rahmen von Hirten-spielen in der Weihnachtszeit vor der Kirche aufgeführt wurden; einer Mischung aus Krippenspiel und Improvisationstheater, durchaus mit der Lust am Ländlich-Derben und mit dem großen Vorteil, dass sich viele, viele Mitspieler beteiligen konnten.
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