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O Heiland, reiß die Himmel auf

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Beginn mit einer Action-Szene

Das ist mal ein temperamentvolles Adventslied! Es beginnt mit einer Action-Szene, fast wie aus einem Science-Fiction-Roman: Der Himmel reißt auf, in gleißendes Licht gehüllt erscheint der Held und nähert sich der Erde. Nichts kann seinen Weg aufhalten, die stärksten Türen und Schlösser sprengt er mit einem Faustschlag. Die Idee zu diesem Showdown geht auf den Propheten Jesaja zurück: "Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen wie heißes Wasser vom heftigen Feuer versiedet."

Die Fruchtbarkeit der Natur als Bild für die Geburt des Heilands

Es ist ein heißes Flehen um Gottes Hilfe, das der Prophet des Alten Testaments in dieses starke, apokalyptische Bild fasst. Immer wieder haben die Propheten des Alten Testaments beschrieben, dass der Himmel für die Menschen verschlossen ist, bis ein Retter kommt, der den Weg frei macht, Schlösser und Riegel sprengt. In dem Adventslied "O Heiland reiß die Himmel auf" verbindet sich die alttestamentarische Prophezeiung mit der adventlichen Erwartung der Geburt des Erlösers. Und so folgt in Strophe zwei und drei dieses Liedes ein archaisches Bild der Zeugung: der männliche Regen vereinigt sich mit der weiblichen Erde und bringt neues Leben hervor – die Fruchtbarkeit der Natur wird zum Bild für die Geburt des Heilands. Dieses poetische Bild geht ebenfalls auf den Propheten Jesaja zurück. In der katholischen Messordnung steht es an einzelnen Wochentagen und Sonntagen im Advent bis zum 16. Dezember am Beginn jeder Messe: Nach diesem Introitus werden die Messen im Advent auch Rorate-Messen genannt: es sind Votiv- oder Bittmessen zu Ehren der Jungfrau Maria. Ursprünglich wurden sie frühmorgens gefeiert, im Dunkeln. Bei diesen Gottesdiensten wird der Kirchenraum nur von den Lichtern am Altar erhellt und von den Kerzen, die die Gläubigen mitgebracht haben.

Advent als Zeit der Buße und inneren Einkehr

Im katholischen Kirchenjahr ist die Adventszeit eigentlich eine Zeit der Buße und inneren Einkehr, vergleichbar der Passionszeit vor Ostern. Erst an den letzten sieben Tagen vor Weihnachten gewinnt die freudige Erwartung die Oberhand. Das ist auch der Grund für die in nahezu allen Adventsliedern vorkommenden Strophen, die das irdische Jammertal, die Sünden, Not und Pein thematisieren – und die uns heute bei Spekulatius und vorweihnachtlicher Gemütlichkeit oder Konsumfreude so merkwürdig unpassend erscheinen. Bei "O Heiland reiß die Himmel auf" sind es drei Strophen – also die Hälfte des Liedes, die sich mit dem irdischen Jammertal auseinandersetzen.

Entstanden in der Zeit des 30-jährigen Krieges

Friedrich Spee hat den Text zu diesem Lied gedichtet, ein junger Jesuit, den man getrost zu den wichtigsten deutschen Dichtern der Barockzeit zählen kann. Wenn er 1622 von "Elend, Not und Finsternis" spricht, dann weiß er, was damit gemeint ist. Es ist die Zeit des 30-jährigen Krieges, der mit unvorstellbarer Grausamkeit und Willkür in Deutschland wütet – dieser Krieg fordert Opfer in der Zivilbevölkerung, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Pest, Cholera und Hungersnöte wüten und leeren ganze Landstriche. Landsknechte, Plünderer und nicht zuletzt die Hexenprozesse verbreiten Angst und Schrecken. Was Hoffnungslosigkeit und Not bedeutet, braucht Friedrich Spee da niemandem mehr zu erklären – die Erlösung aber, die Rettung durch den Heiland, der Licht, Fruchtbarkeit und Frieden bringt, die malt er in umso plastischeren Farben und Bildern. Über das richtige Tempo für dieses Lied kann man sich deshalb streiten. Die Mezzosopranistin Christine Müller, die mit Götz Payer am Klavier dieses Lied für das Liederprojekt aufgenommen hat, ist in ihrem getragenem Tempo vom Gedanken der Buße und Sehnsucht nach der Erlösung ausgegangen.
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Beginn mit einer Action-Szene

Das ist mal ein temperamentvolles Adventslied! Es beginnt mit einer Action-Szene, fast wie aus einem Science-Fiction-Roman: Der Himmel reißt auf, in gleißendes Licht gehüllt erscheint der Held und nähert sich der Erde. Nichts kann seinen Weg aufhalten, die stärksten Türen und Schlösser sprengt er mit einem Faustschlag. Die Idee zu diesem Showdown geht auf den Propheten Jesaja zurück: "Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen wie heißes Wasser vom heftigen Feuer versiedet."

Die Fruchtbarkeit der Natur als Bild für die Geburt des Heilands

Es ist ein heißes Flehen um Gottes Hilfe, das der Prophet des Alten Testaments in dieses starke, apokalyptische Bild fasst. Immer wieder haben die Propheten des Alten Testaments beschrieben, dass der Himmel für die Menschen verschlossen ist, bis ein Retter kommt, der den Weg frei macht, Schlösser und Riegel sprengt. In dem Adventslied "O Heiland reiß die Himmel auf" verbindet sich die alttestamentarische Prophezeiung mit der adventlichen Erwartung der Geburt des Erlösers. Und so folgt in Strophe zwei und drei dieses Liedes ein archaisches Bild der Zeugung: der männliche Regen vereinigt sich mit der weiblichen Erde und bringt neues Leben hervor – die Fruchtbarkeit der Natur wird zum Bild für die Geburt des Heilands. Dieses poetische Bild geht ebenfalls auf den Propheten Jesaja zurück. In der katholischen Messordnung steht es an einzelnen Wochentagen und Sonntagen im Advent bis zum 16. Dezember am Beginn jeder Messe: Nach diesem Introitus werden die Messen im Advent auch Rorate-Messen genannt: es sind Votiv- oder Bittmessen zu Ehren der Jungfrau Maria. Ursprünglich wurden sie frühmorgens gefeiert, im Dunkeln. Bei diesen Gottesdiensten wird der Kirchenraum nur von den Lichtern am Altar erhellt und von den Kerzen, die die Gläubigen mitgebracht haben.

Advent als Zeit der Buße und inneren Einkehr

Im katholischen Kirchenjahr ist die Adventszeit eigentlich eine Zeit der Buße und inneren Einkehr, vergleichbar der Passionszeit vor Ostern. Erst an den letzten sieben Tagen vor Weihnachten gewinnt die freudige Erwartung die Oberhand. Das ist auch der Grund für die in nahezu allen Adventsliedern vorkommenden Strophen, die das irdische Jammertal, die Sünden, Not und Pein thematisieren – und die uns heute bei Spekulatius und vorweihnachtlicher Gemütlichkeit oder Konsumfreude so merkwürdig unpassend erscheinen. Bei "O Heiland reiß die Himmel auf" sind es drei Strophen – also die Hälfte des Liedes, die sich mit dem irdischen Jammertal auseinandersetzen.

Entstanden in der Zeit des 30-jährigen Krieges

Friedrich Spee hat den Text zu diesem Lied gedichtet, ein junger Jesuit, den man getrost zu den wichtigsten deutschen Dichtern der Barockzeit zählen kann. Wenn er 1622 von "Elend, Not und Finsternis" spricht, dann weiß er, was damit gemeint ist. Es ist die Zeit des 30-jährigen Krieges, der mit unvorstellbarer Grausamkeit und Willkür in Deutschland wütet – dieser Krieg fordert Opfer in der Zivilbevölkerung, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Pest, Cholera und Hungersnöte wüten und leeren ganze Landstriche. Landsknechte, Plünderer und nicht zuletzt die Hexenprozesse verbreiten Angst und Schrecken. Was Hoffnungslosigkeit und Not bedeutet, braucht Friedrich Spee da niemandem mehr zu erklären – die Erlösung aber, die Rettung durch den Heiland, der Licht, Fruchtbarkeit und Frieden bringt, die malt er in umso plastischeren Farben und Bildern. Über das richtige Tempo für dieses Lied kann man sich deshalb streiten. Die Mezzosopranistin Christine Müller, die mit Götz Payer am Klavier dieses Lied für das Liederprojekt aufgenommen hat, ist in ihrem getragenem Tempo vom Gedanken der Buße und Sehnsucht nach der Erlösung ausgegangen.
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